Zugversuch
Warum ist der Zugversuch eine so zuverlässige und wichtige Maßnahme zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen? Eine visuelle Kontrolle oder das Anbohren der Bäume (Geräteuntersuchung) hat als Ergebnis lediglich eine Schätzung. Der Zugversuch ist eine Messung und liefert dadurch viel realistischere Daten. Ein ausgewachsener Baum kann eine Blattfläche von der Größe eines Fußballfelds erreichen. Starke Stürme wirken auf diese große Angriffsfläche mit enormen Kräften ein. Um die Haftung für ein Prüfergebnis übernehmen zu können taugen diese Fakten natürlich mehr.
Zusätzlich ist es wichtig zu wissen, dass die Windlast auf einen Baum nicht proportional mit der Windstärke zunimmt. Bei Windstärke 12 ist die Windlast fast 3x so groß wie bei Windstärke 8. Beim Zugversuch wird der Baum einer bestimmten mechanischen Kraft mittels eines Seiles ausgesetzt und die Neigung gemessen, also wie sehr sich der Baum unter der Last biegt. Dabei werden Windstärken von 5 bis 6 simuliert. Das Ergebnis wird dann auf die Windstärken 8 bis 12 hochgerechnet. Die Messwerte ergeben eine Kraft-Neigungskurve, die als Gradmesser für die Haltekraft des Wurzel-Bodensystems darstellt. Je flacher die Kurve, desto standhafter der Baum.
Ein Zugversuch ist eine relevante Maßnahme, um zu testen, wie sicher Bäume stehen, wenn etwa in ihrer Umgebung Grabungen stattfanden um Parkplätze, Wege oder Baustellen zu errichten. Jede Veränderung der Umwelt kann die Standfestigkeit und damit die Sicherheit beeinflussen. Weil sich Bäume stetig verändern, sollte alle drei bis fünf Jahre mittels Zugversuch nachgemessen werden, ob sich die Haltekraft verändert hat.
Gesunde Bäume haben eine drei- bis vierfache Standfestigkeit. Auch aus diesem Grund ist es wichtig, den Zustand des Baumbestandes regelmäßig zu prüfen und nötige Maßnahmen rechtzeitig durchzuführen. Dann können sich Bäume voll entfalten und alle positiven Wirkungen, etwa als Schattenspender, Luftreiniger oder Klimaregler zeigen.